St. Firminus
Die Wildeshauser Geest gehört zu den
geschichtsträchtigsten Regionen
Norddeutschlands. Seit Jahrtausenden siedeln
Menschen hier und haben ihre Spuren in der
Landschaft hinterlassen: die Hügelgräber und
Großsteingräber aus der Vor- und
Frühgeschichte.
Auch Dötlingen und das Umland sind seit dieser
Zeit nachweislich durchgängig besiedelt, auch
wenn es zwischen der Spätantike und dem
Frühmittelalter immer wieder zu Bewegungen
größerer ethnischer Gruppen kam.
Diese Zeit wurde früher als die Zeit der
Völkerwanderung bezeichnet, inzwischen wird
der Begriff der Völkerwanderung als
problematisch betrachtet, denn es waren
damals keine „Völker“ auf Wanderschaft (auf
der Suche nach neuen Lebensräumen), sondern
eher kleinere Militärverbände. Da es kaum
schriftliche Quellen oder archäologische Spuren
aus dieser Zeit gibt, welche die Bewegungen
von Menschen nachzeichnen, bleibt vieles bis
heute ungewiss.
Da die Region seit Jahrtausenden besiedelt ist,
gibt es keinen wirklichen „Anfang“ der Siedlung
Dötlingen. Scherbenfunde aus dem ersten und
zweiten Jahrhundert bestätigen eine durch-
gängige Besiedlung seit der Antike. Bei
Grabungen fand man Reste von hochmittel-
alterlichen Grubenhäusern. Um das Jahr 1000
soll es eine erste hölzerne Kirche gegeben
haben.
Im Jahr 1203 taucht Dötlingen erstmals
urkundlich als „Thutelingen“ bzw. „Thotelinge“
auf. Schon bald entstanden mehrere Höfe.
Zudem errichteten das Kloster Rastede und das
Kloster Heiligenrode (südlich von Vilsen) in
Dötlingen Klosterhöfe (Pfleghöfe). Sie
betrieben nicht nur die Höfe, sondern besaßen
auch Felder bzw. Ländereien rund und den
mittelalterlichen Ort. Zusätzlich gab es in
Dötlingen einige Adelshöfe, die ebenfalls über
Ländereien im direkten Umland verfügten. Die
meisten Bauern waren nicht freie Bürger,
sondern lebten als Leibeigene unter den
Auflagen der Landesherren bzw. geistlichen
Herren, je nachdem wem das von ihnen
bewirtschaftete Land gehörte.
Rund um die Dötlinger Kirche St. Firminus
liegen die Anfänge des mittelalterlichen
Dötlingens. Sie steht hoch über der Hunte an
einem der schönsten Plätze der Region.
Jahrhundertelang waren große Teile der Region
noch von ausgedehnten Heideflächen geprägt,
sodass man die Kirche wahrscheinlich schon
von weitem sah.
Über die Anfänge von St. Firminus ist kaum
etwas bekannt, bereits um das Jahr 1000 soll
hier eine hölzerne Kirche gestanden haben.
Schon etwa 300 Jahre früher, im 8.
Jahrhundert, kam Karl der Große in die Region
und christianisierte die hier lebenden
Sachsen. Im Zuge dessen könnte eine Kirche
oder Kapelle entstanden sein.
Auch wenn die Kirche St. Firminus im Jahr
1270 erstmals erwähnt wurde, konnten
archäologische Untersuchungen zeigen, dass
um 1120 mit dem Bau einer ersten Kirche aus
Stein begonnen wurde. Das Dach der
damaligen Kirche war mit Stroh gedeckt und
der Boden noch nicht gepflastert, sondern aus
Lehm gestampft. Diese erste Kirche wurde um
1170 erweitert: der Chor wurde abgerissen und
das Langhaus verlängert. Damals mauerte man
den Nord- und Südeingang zu und es entstand
der heutige Westeingang. Zusätzlich errichtete
man den heute noch erhaltenen Kirchturm.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche Mitte
des 13. Jahrhunderts, als es zu einem weiteren
Umbau kam. Damals wurden neue Fenster in
den Bau gebrochen und das Dach mit
Ziegelsteinen gedeckt. Seitdem hat sich das
Aussehen der Kirche kaum mehr verändert und
das Gebäude hat sich damit sein
mittelalterliches Aussehen bewahrt.
Im Mittelalter gab es nördlich von Dötlingen (im
Mittelalter auch als Kirchdorf bezeichnet) noch
zwei weitere Ortschaften, von denen heute
kaum mehr etwas zu finden ist: Sanddötlingen
und Norddötlingen. Von Sanddötlingen wurden
bisher keine Spuren gefunden, während man
Norddötlingen in den frühen 1990er Jahren bei
archäologischen Grabungen lokalisieren konnte.
Diese Ortschaften bestanden schon im 7./8.
Jahrhundert und verschwanden im 15. Jahr-
hundert. Hier sollen 300 bis 400 Menschen ge-
lebt haben. Damit wären Sanddötlingen bzw.
Norddötlingen sogar größer als das Kirchdorf
gewesen. Ob die Menschen damals aufgrund
klimatischer Veränderungen abwanderten oder
durch Seuchen bzw. kriegerische
Auseinandersetzungen ums Leben kamen,
bleibt unklar.
In der Nähe der Balken der ersten hölzernen
Kirche wurden auch mehrere Kindergräber ge-
funden. Es waren beigesetzte Säuglinge, die
kurz nach der Geburt und vermutlich noch vor
ihrer Taufe verstorben sind. Damals, vor über
1000 Jahren gab es noch eine sehr hohe
Säuglingssterblichkeit. Damals hatte man die
Hoffnung, dass das Regenwasser vom
Kirchendach sie taufen und damit vor der Hölle
retten würde.
Klicke auf die Baustufen, um mehr über die
bauliche Entwicklung von St. Firminus zu
erfahren.
Die Kirche in der ersten Häfte des 12.
Jahrhunderts
vereinfachter Rekonstruktionsversuch in Anlehnung an Poppe / Wichmann, 1998 und
Dipl. Ing. Achim Knöfe
Die Kirche in der Mitte des 12. Jahrhunderts
vereinfachter Rekonstruktionsversuch in Anlehnung an Poppe / Wichmann, 1998 und
Dipl. Ing. Achim Knöfe
Die Kirche in der zweiten Häfte des 12.
Jahrhunderts
vereinfachter Rekonstruktionsversuch in Anlehnung an Poppe / Wichmann, 1998 und
Dipl. Ing. Achim Knöfe
Die Kirche im 13. Jahrhundert
vereinfachter Rekonstruktionsversuch in Anlehnung an Poppe / Wichmann, 1998 und
Dipl. Ing. Achim Knöfe
Die Kirche St. Firminus heute.