ehemaliges Heuerhaus
Das ehemalige Heuerhaus wurde um 1816
errichtet und war das Wohnhaus von zwei
Heuerlingen, auch als Heuerleute bezeichnet.
Das Heuerlingswesen prägte vom 16. bis ins
frühe 20. Jahrhundert den nordwestdeutschen
und westfälischen Raum. Die Heuerlinge waren
oft später-geborene Söhne von Bauern, die
vom Erbe des Hofes nichts mehr abbekamen
und damit keinen über keinen eigenen
Grundbesitz oder Hof verfügten. Stattdessen
lebten sie in den Heuerhäusern, welche deutlich
kleiner waren, als Vollerwerbshöfe. Die
Heuerlinge waren quasi neuzeitliche Mieter,
denn ihnen gehörte das Heuerhaus in der Regel
nicht. Entweder entrichteten sie einen kleinen
Betrag als Miete oder mussten im Gegenzug
Arbeiten auf dem Hof ausführen.
Im kleinen Heuerhaus fehlten die großen
Stallungen für das Vieh, denn die Heuerlinge
hatten meist nur eine geringe Anzahl an Tieren,
welche zusammen mit den Menschen im
Gebäude lebten. Ihr Gemüse bauten sie in dem
kleinen Garten rund um das Haus an. Die
Felder und Äcker, welche sie bestellten,
gehörten ihnen nicht, sondern den Bauern, bei
dem sie arbeiteten. Heuerlinge bildeten die
gesellschaftliche Unterschicht, hatten bei der
Bauernschaft kein Mitspracherecht und wurden
oftmals von den Bauern im Ort ausgenutzt –
heutzutage würde man von prekären
Verhältnissen sprechen. So ist es nicht
verwunderlich, dass zahlreiche Heuerlinge im
19. Jahrhundert in die Vereinigen Staaten
auswanderten, um dort eine eigene Existenz
aufzubauen.