jüdische Geschichte

Wenige Jahre nach der Gründung lebten ab 1718 erste jüdische Bürger in Karlsruhe. Im „Privilegienbrief von 1722“ wurde jüdischen Bürgern unter anderem die Ansiedlung gestattet. Diese Erlaubnis war jedoch kein Zeichen der Toleranz, sondern war von wirtschaftlichen Interessen getrieben. Zu der damaligen Zeit mussten jüdische Bürger Schutzbriefe kaufen, um in den Territorien des Heiligen Römischen Reiches leben zu dürfen. Trotz der anfänglichen Beschränkungen wuchs die jüdische Gemeinde rasch an. Im Jahr 1715 gab es einen Betraum mit Mikwe in der Kronenstraße. Mit dem Anwachsen der Gemeinde im Laufe des 18. Jahrhunderts waren die Räumlichkeiten schon bald zu klein geworden, sodass man hier in der Kaiserstraße zwischen um 1800 eine erste Synagoge errichtete – die „Weinbrenner-Synagoge“. Benannt ist sie nach ihrem Architekten Friedrich Weinbrenner. Auch wenn die Synagoge schon ab 1800 genutzt wurde, wurde sie erst 1806 feierlich geweiht. Mit dem badischen Judenedikt von 1809 wurde die Situation der jüdischen Bürger deutlich verbessert. Nun hatten jüdische Bürger eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis und konnten ihren Beruf frei wählen. Es dauerte jedoch noch bis 1862, bis sie den christlichen Bürgern gleichgestellt waren. Im Jahr 1871 kam es in einem Nachbarhaus der Synagoge zu einem Brand. Das Feuer sprang auf den Synagogenbau über. Nach der Zerstörung kam es innerhalb der jüdischen Gemeinde zum Streit, infolgedessen in der Kronenstraße an der Stelle der abgebrannten Synagoge eine neue, liberale Synagoge errichtet wurde. In der Karl-Friedrich-Straße wurde eine zweite, orthodoxe Synagoge gebaut. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert florierte die jüdische Gemeinde und war ein wichtiger Teil der damaligen Stadtgesellschaft. Um 1933 lebten über 3000 jüdische Bürger in Karlsruhe. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Lage der jüdischen Bürger schleichend, sie wurden immer mehr aus der Gesellschaft gedrängt und waren der Willkür ausgesetzt. Während der Novemberpogrome von 1938 wurden beide Synagogen schwer beschädigt. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, die liberale Synagoge auf eigene Kosten abzubrechen. Die orthodoxe Synagoge wurde bei dem Pogrom in Brand gesetzt und damit zerstört. Anschließend wurden viele der in Karlsruhe verbliebenen jüdischen Bürger verschleppt, über 1000 von ihnen wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Nach 1945 kehrten einige der Vertriebenen in ihre Heimat zurück, sodass nach 1945 wieder einige wenige jüdische Bürger in der Stadt lebten. Im Jahr 1971 errichteten sie an der Knielinger Allee eine neue Synagoge. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kamen viele jüdische Bürger aus Osteuropa und stärkten die damals überalterte Gemeinde.
Im Jahr 1722 verfasste Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach einen Privilegienbrief. Dieser erlaubte den Karlsruher Bürgern, einen Bürgermeister, ein Gericht und einen Rat zu wählen sowie ein Rathaus zu bauen. Außerdem erlaubte der Privilegienbrief die freie Religionsausübung, womit auch jüdische Bürger sich hier niederließen konnten. Neubürger brauchten 200 Gulden Kapital und mussten ihren Wohnsitz in der Stadt haben.
Der in Karlsruhe geborene Johann Jakob Friedrich Weinbrenner (*1766, †1826) war ein bedeutender Architekt und Stadtplaner des Klassizismus. Besonders in Karlsruhe prägte er das Stadtbild mit Bauwerken wie der Stadtkirche, dem Rathaus und dem Marktplatz.