Kaak
Das erste Rathaus wurde 1330 erwähnt, es war
ein zweigeschossiger Bau mit einem
Staffelgiebel im Westen und Osten. Auf dem
Dach stand ein kleines Glockenhaus mit der
sogenannten Bürgerglocke. Man läutete sie,
wenn der Stadtrat etwas zu verkünden hatte
oder am Kaak Gericht gesprochen wurde.
Als das mittelalterliche Rathaus im 18.
Jahrhundert marode geworden war, riss man es
ab und errichtete 1732 den heutigen, barocken
Rathausbau. Ursprünglich war der
Rathauszugang nur im Osten möglich, das
südliche Portal wurde erst 1875 geschaffen.
Bis 1816 befand sich südlich vorm Rathaus der
Kaak. Dieser Bereich war von einer rund einen
Meter hohen Mauer umgeben, weshalb es hier
keinen Eingang zum Rathaus gab. Außerdem
stand hier der Verdener Roland – über sein
Aussehen und sein Schicksal ist bisher nichts
bekannt.
Der weiße Rathausturm wurde erst 1903-1905
errichtet, als man das Rathaus wegen
Platzmangel erweiterte.
Das mittelalterliche Rechtssystem unterschied
sich grundlegend von unserem heutigen. Damals
setzte man noch viel stärker auf eine
abschreckende Justiz. Die verhängten Strafen
wurden öffentlich vollzogen, um Nachahmer zu
verhindern – auch wenn es nur um Kleinigkeiten
wie Betrug oder kleineren Diebstahl ging.
Verurteilte wurden der öffentlichen Schande und
Kritik ausgesetzt, was der Abschreckung diente.
Neben der Schande wurde der Pranger
manchmal mit weiteren Maßnahmen kombiniert,
wie etwa der Zurschaustellung der Strafe vor der
Bevölkerung oder körperliche Züchtigungen.
Im Niederdeutschen wurde der Pranger als Kaak
bezeichnet – so auch in der Norderstadt von
Verden.