Ratskeller

Der Ratskeller lag - anders als es der Name vermuten lässt - nicht nur im Keller des Rathauses. Im Erdgeschoss gab es einen größeren Schankraum mit Blick auf den Marktplatz. In den eigentlichen Ratskeller gelangte man entweder über den allgemeinen Rathauszugang im Osten des Baus oder über eine eigene Treppe zum Keller im Südosten des Gebäudes – diese ist im Zuge des Umbaus von 1875 entfernt worden. Der Schankwirt hatte im Erdgeschoss des Rathauses seine eigene Wohnung, die er als städtischer Angestellter mietfrei nutzen durfte. Sie umfasste mehrere Räume und galt damals als sehr geräumig. Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtverwaltung hingegen nutzte nur das Obergeschoss des Rathauses. Die alten Kellergewölbe, in dem einst die Fässer mit Bier und Wein standen, wurden mit dem Umbau von 1875 ausgeräumt und umgebaut. Aktuell werden sie vom Stadtarchiv genutzt – auch diese Nutzung wird bald enden, wenn das Stadtarchiv im Jahr 2026 in den Syndikatshof umzieht.
Über die Anfänge des Verdener Ratskellers ist kaum etwas bekannt. Im Jahr 1487 wurde dieser erstmals urkundlich erwähnt, allerdings ist davon auszugehen, dass es bereits mit dem Bau des ersten Rathauses um 1330 einen Ratskeller gab. Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Verden wurde der Ausschank von Alkohol von der Stadtverwaltung reglementiert. Daher gab es nur wenige Orte, in denen auswärtiges Bier, Wein und Branntwein ausgeschenkt werden durfte: im Ratskeller, in der Gastwirtschaft „Schaden“ und in der Raths-Apotheke. Folglich waren diese Orte wichtige Treffpunkte für die Gesellschaft. Nicht selten wurden im Ratskeller zu später Stunde bei Wein und Bier noch Handelsgeschäfte abgeschlossen oder wichtige Ratsbeschlüsse gefasst.
Als Bistumsstadt hatte die Süderstadt weder ein Rathaus noch einen Stadtrat und somit auch keinen Ratskeller. Da die Bürger jedoch auch dort gerne Alkohol tranken, dieser jedoch streng reglementiert war, gab es hier die Gaststätte „Schaden“, die zum Domvermögen gehörte. Der Name leitet sich daher ab, dass im Gasthaus auch Geldgeschäfte abgewickelt wurden. Schuldner der Bischöfe und des Domkapitels logierten hier auf ihre Kosten, zu ihrem „Schaden“. Das Gebäude wurde inzwischen abgerissen. Die Eingangstür vom „Schaden“ wird im Museum verwahrt.