Sozialgeschichte der

Kindheit

Die Geschichte von Kindergärten und Spielplätzen in Deutschland ist eng mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der Gründerzeit verbunden. Gerade die arbeitende Unterschicht hatte nun keine Zeit mehr, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Zunächst entstanden sogenannte Warteschulen – der Name leite sich vom Warten auf die spätere Schulzeit ab. Es war eine frühe Betreuungsform, die vor allem für Kinder aus Arbeiterfamilien eingerichtet wurde. Sie diente weniger der Bildung als der Aufbewahrung der Kinder, während ihre Eltern arbeiteten Im frühen 19. Jahrhundert gründete der Pädagoge Friedrich Fröbel den ersten Kindergarten, um Kindern durch spielerisches Lernen eine frühkindliche Förderung zu ermöglichen. Der erste Kindergarten in Verden wurde 1883 in der ehemaligen Warteschule / Kinderbewahranstalt am Dom gegründet. Das Gebäude stand zwischen Raths-Apotheke und Dom und wurde 1941 abgerissen. Im 19. Jahrhundert entstanden auch erste Spielplätze, denn in den wachsenden Städten fanden Kinder kaum noch sichere Orte zum Spielen. Die Straßen wurden durch Fahrräder und erste Autos zunehmenden gefährlich. Kinderspielplätze bestanden zunächst nur aus einem Haufen Sand, erst später folgten die typischen Spielgeräte, welche heute die Spielplätze ausmachen. Die Anfänge unserer heutigen „Abenteuerspielplätze“ mit zahlreichen unterschiedlichen Spielgeräten liegen in den 1960er und 1970er Jahren, als es zu einer Bewegung kam, welche das freie und fantasievolle Spielen förderte.
Die Sozialgeschichte der Kindheit wirft noch immer viele Fragen auf. Seit Jahrtausenden spielten Kinder mit Naturmaterialien, welche sie in der Umgebung fanden. Da die Wohnverhält- nisse beengt waren und es keine Rückzugsräume wie Kinderzimmer gab, wurde zumeist draußen gespielt. Schon in der Steinzeit wurden Figuren aus Ton bzw. Holz gefertigt. Die Kinder lernten von den Erwachsenen und ahmten dies im Spiel nach. Im Spiel erkundeten sie die Welt und erlebten die physikalischen Gesetze. Kleinkinder spielten also auf ähnliche Weise wie unsere Kinder heute, nur dass die Spielzeugindustrie inzwischen Bälle, einfache Musikinstrumente und Konstruktionsspielzeug aus buntem Kunststoff anbietet. Im Mittelalter spielten Kinder mit einfachen, selbstgemachten Spielsachen wie Holzpuppen, Tonkugeln oder Steckenpferden. Außerdem gab es Gemeinschaftsspiele wie Verstecken, Fangen, oder Reifentreiben. Bei diesen Spielen wurde Geschicklichkeit und Schnelligkeit trainiert. Trotz harter Lebensbedingungen fanden Kinder immer Wege, sich spielerisch zu beschäftigen und ihre Fantasie auszuleben. In der Gründerzeit veränderte sich die Kindheit grundlegend. Durch die Industrialisierung entstanden völlig neue Spielzeuge. Kinder aus wohlhabenden Familien konnten eine behütete Kindheit mit Bildung, Freizeit und Spielzeug genießen, während viele Arbeiterkinder weiterhin zum Lebensunterhalt der Familie beitragen mussten.