Verden in der Kolonialzeit

In dieser Zeit kamen Rohstoffe wie Kakao, Kaffee, Baumwolle und Kautschuk aus den Kolonien nach Deutschland und prägten den Handel sowie den Alltag vieler Menschen. Kolonialwarenläden verkauften exotische Produkte und die Wirtschaft profitierte von den Ressourcen und Arbeitskräften in den Kolonien. Damals entstanden auch in Verden erste Feinkostläden, die nun „ausgefallene“ Lebensmittel wie Grünen Tee, Zitrusfrüchte und Kaffee verkauften. Einer der ersten Feinkostläden war „Feinkost E. Wagner“ in der Großen Straße 132. Im frühen 19. Jahrhundert musste er diese „exotischen“ Waren aus Bremen hierher transportieren. Damals gab es noch keine Eisenbahn. Neben den Wasserstraßen war die staubige Landstraße die einzige Alternative. Also nutzte er Lastenkahn und Pferdekarren, um die Waren in Verden anbieten zu können.
Zwischen 1884–1919 besaß Deutschland einige Kolonien, vor allem in Afrika. Auch wenn diese Kolonialzeit keine 50 Jahre andauerte, hatte dieser Länderbesitz eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Zeitungen, Bücher und Werbung verbreiteten ein verklärtes Bild der Kolonien, das den Besitz über fremde Gebiete als selbstverständlich darstellte. Während die politische Führung und die Oberschicht den Kolonialismus unterstützten, gab es auch Kritiker, die ihn als ausbeuterisch und unmoralisch ansahen. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Deutschland durch den Vertrag von Versailles (1919) all seine Kolonien an die Siegermächte. Dennoch wirkten koloniale Denkweisen lange nach – etwa in Straßennamen, kolonialen Vereinen oder nostalgischen Erinnerungen an das "verlorene Kolonialreich".