Biergeschichte
Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Verden wurde der Ausschank von Alkohol von
der Stadtverwaltung reglementiert. Daher gab
es nur wenige Orte, in denen Bier, Wein und
Branntwein angeboten werden durfte.
Die strengen Reglementierungen galten nur für
den öffentlichen Ausschank. Darüber hinaus
gab es auch zahlreiche Bürger, die Bier für
ihren Eigenbedarf selbst brauten bzw. es an
andere Bürger verkauften. Dieses
„einheimische“ Bier unterlag weniger strengen
Kontrollen. Der Verdener Stiftshof in der
Norderstadt (steht hier das Gebäude des
Amtsgerichts) verfügte beispielsweise über ein
stiftseigenes Brauhaus.
Das Bierbrauen prägte jahrhundertelang die
Wirtschaft in Verden. Im 19. Jahrhundert gab
es über 60 Braustellen in der Stadt – wobei das
meiste Bier für den privaten Gebrauch
hergestellt wurde.
Es gab der Überlieferung nach in Verden drei
verschiedene Biersorten, die als „Bier“,
„Halbbier“ und „Trinken“ bezeichnet wurden.
Die Unterschiede zwischen den Biersorten sind
nicht bekannt. Da das Trinkwasser, welches
zum Brauen genutzt wurde, eine sehr gute
Qualität hatte, war auch das Bier von hoher
Güte. Es kam aber auch auf den jeweiligen
Brauer bzw. Braumeister an, denn jeder hatte
sein eigenes Geheimrezept.
Das Verdener Bier war ein trübes Bier mit
einem bitteren Geschmack. Der Überlieferung
nach war es für die beliebte Biersuppe
ungeeignet.
Da Hopfen im Mittelalter und der Neuzeit
vergleichsweise teuer war und durch die nasse
Witterung die Ernte häufig eher dürftig ausfiel,
nutzten manche Verdener Brauer die Blätter
des Sumpfporst als Ersatz.
Sumpfporst gehört zu den Heidekraut-
gewächsen und kommt in moorigen Bereichen
am Übergang zur Heide vor. Die Zugabe verlieh
dem Bier eine berauschende Eigenschaft und
verstärkte die Alkoholwirkung.
Im Mittelalter galt Bier als Alltagsgetränk.
Damals gab es sowas wie Saft, Limo oder Kaffee
noch nicht. Immer nur Wasser zu trinken, war
den meisten Bürgern damals einfach zu fad. Es
hält sich allerdings die Annahme, dass man im
Mittelalter Bier trank, weil das Grund- bzw.
Trinkwasser voller Keime war. Dies wurde
inzwischen widerlegt.
Im Mittelalter hatte das Bier meist nur wenige
Prozent Alkohol, sodass man vom Biergenuss
nicht unbedingt betrunken wurde. Auch Kinder
tranken damals Bier. Es war aufgrund der vielen
Schwebstoffe sehr nahrhaft und wurde daher
quasi als Nahrung wahrgenommen. Nicht von
ungefähr sprach man beim Bier von „flüssigem
Brot“.
Die Biersuppe war ein einfaches, aber
nahrhaftes Alltagsgericht. Sie bestand meist
aus Dünnbier, Brot oder Getreide und wurde oft
zum Frühstück gegessen – auch von Kindern.
In Klöstern oder wohlhabenden Haushalten
wurde die Suppe manchmal mit Eiern, Honig
oder Gewürzen verfeinert.