Rathaus
Die Anfänge Emdens liegen in mehreren kleinen
Warfen- oder Wurtendörfern, die sich im
Laufe des Frühmittelalters im Bereich der
jetzigen Altstadt bildeten. Es waren kleine
friesische Handels- und Hafenplätze, die durch
den damaligen fränkischen Landesausbau
gegründet wurden. Im Bereich der
südwestlichen Altstadt zwischen heutigem
Rathaus und der Großen Kirche lag eine
längliche Warf, die als Keimzelle Emdens
gedeutet wird und aus zwei Wurten entstanden
ist.
Im Bereich der heutigen Ratsdelft
(Hafenbecken) lag ein kleiner Priel, der als
erster Hafen diente. Östlich der Ratsdelft
befanden sich zwei weitere Dorfwurten, Klein-
und Groß-Faldern, die im späten 16.
Jahrhundert ein Teil von Emden wurden.
Schon bald florierte der Hafen der kleinen Stadt
Emden, sodass die frühe Siedlung an
Bedeutung gewann. Im 11. Jahrhundert wurde
sie zur Münzprägestätte und weitete ihre
Handelsbeziehungen deutlich aus. Die Siedlung
gehörte im Laufe des Hochmittelalters zu
unterschiedlichen Territorien: den Grafen von
Werl, den Bischöfen von Bremen und den
Bischöfen von Münster. Ab dem späten 13. bzw.
frühen 14. Jahrhundert ging die Siedlung an die
Friesischen Häuptlinge über.
Um 1300 errichteten die Grafen von Abdena im
Bereich des heutigen Burgplatzes ein erstes
festes Haus. Damit wurde Emden zu einem
wichtigen Handelsplatz. Zu dieser Zeit florierte
auch die Wirtschaft im südlich gelegenen
Westfalen. Die dortigen Kaufleute nutzten den
kurzen Weg nach Emden, um ihre Waren über
Emden zu verschiffen. Verstärkt wurde dies
durch den Stapelzwang von 1400, wodurch
Emden zu einem bedeutenden Handelszentrum
wurde. Aufgrund des Stapelzwangs und
Piraterie kam es zu mehreren Auseinander-
setzungen mit den Friesischen Häuptlingen, der
Hanse und den benachbarten Niederlanden.
Erst als das Stapelrecht 1494 vom damaligen
Deutschen Kaiser Maximilian I. bestätigt wurde,
beruhigte sich die Lage. Durch die Bestätigung
des Stapelrechts florierte die Wirtschaft
Emdens in den darauffolgenden etwa 200
Jahren und führte zur größten wirtschaftlichen
Blüte der Stadt im 16. und 17. Jahrhundert.
Befördert wurde der wirtschaftliche Aufschwung
zusätzlich durch die Reformation, welche sich
in Emden um 1520 vollzog. Dadurch kam es
auch in den benachbarten Niederlanden zu
massiven Verwerfungen und der Verfolgung der
Protestanten. Ab etwa 1540 flohen tausende
niederländische Glaubensflüchtlinge nach
Emden, vor allem Händler und Handwerker. Vor
dem Dreißigjährigen Krieg hatte Emden
mehr als 18.000 Einwohner – um 1500 waren
es gerade einmal 3.000 gewesen.
Ursprünglich lag im Bereich der heutigen
Deichstraße / Große Straße ein Versammlungs-
haus der Kaufleute („Rathaus“), welches als
Handels- und Kaufleutehaus genutzt wurde.
Damals markierte der Ratsdelft als Hafen den
östlichen Rand der Stadt. Um 1450 errichteten
die stolzen Emder anstelle eines Brückentors
über den Delft ein neues Rathaus. Als die Stadt
im 16. Jahrhundert zu großem Reichtum
gekommen war, wurde das Rathaus des 15.
Jahrhunderts abgerissen und es entstand
zwischen 1574 und 1576 ein neues, prächtiges
renaissancezeitliches Rathaus.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das
alte Rathaus zu großen Teilen zerstört. Der
heutige Rathausbau wurde 1962 eingeweiht.
Der Name Emden hat eine längere
Entwicklungsgeschichte. Er stammt von der
Einmündung des Flüsschens Ehe (oder Aa) in
die Ems ab. Früher nannte man diese Mündung
"Muhde". Daraus entstand zunächst der Name
Amuthon, im Mittelalter wurde daraus
Emuthon, später Embden und schließlich
Emden.
Höhenlinien der Stadtwurt von Emden
(ungefähre Lage)
Abbildung in Anlehnung an: Brandt et al [1994]
Quelle: https://www.wlz-online.de/panorama/emder-gegen-emdener-
5479572.html
Emder oder Emdener?
Offiziell sind beide Schreibweisen zulässig,
denn beides wird im Duden aufgeführt, auch
wenn die Emder darüber nicht gerade erfreut
sind. Sie selbst bezeichnen sich nämlich als
Emder und mögen gar nicht als Emdener
bezeichnet werden. Es gab auch schon
größeren Ärger, denn beispielsweise gibt es in
Berlin die Emdener Straße, was die Stadt
Emden gar nicht lustig findet. Schließlich
spricht man auch von Bremern und nicht von
Bremener – dieser Verglich ist nun auch für
Lugo schlüssig, sodass er nun immer von
Emdern redet.