Stadtgeschichte

Die Bezeichnung „Domherrenhaus“ ist etwas irreführend, denn ein Domherr hat in dem Gebäude nie gelebt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg standen hier die Kurienhäuser der Domherren – sie wurden damals verwüstet. Um 1708 errichtete der damalige Amtmann von Westen (eine kleine Gemeinde alleraufwärts), Freiherr von der Schulenburg, eine große barocke Hofanlage mit prächtigem Herrenhaus. Die Anlage wird heute als Domherrenhaus bezeichnet – um 1937 war sie noch unter dem Namen Patrizierhaus bekannt. Mit Domherren hat das Gebäude jedoch im Grunde nichts zu tun, es ist eine feudale Hofanlage. Der Zugang zum Domherrenhaus war bis in die 1970er Jahre nur über die Große Fischerstraße möglich, denn die Untere Straße wurde erst angelegt, als die Große Straße zur Fußgängerzone umgebaut wurde.
Über die allerersten Anfänge Verdens ist kaum etwas bekannt. Schon zu spätrömischer Zeit soll es hier eine Siedlung gegeben haben - der bis heute sagenumwobene Ort Tulifurdon. Dieser wurde um 150 n. Chr. von dem griechischen Mathematiker und Geographen Claudius Ptolemäus in einer seiner Karten verzeichnet – bis heute ist unklar, wo dieser Ort genau lag. Seit spätestens dem Frühmittelalter gab es im Bereich des heutigen Doms eine Siedlung. Im Jahr 782 soll es hier zum sogenannten „Verdener Blutgericht“ gekommen sein, bei dem auf Befehl Karl des Großen bis zu 4500 Sachsen umgebracht wurden, weil sie sich der Taufe verweigerten. Bis heute ist unklar, was damals wirklich geschah. Jedenfalls gab es zu dieser Zeit bereits mehrere Siedlungsplätze rund um den späteren Dom und den späteren Nordermarkt. Aus diesen beiden Siedlungsplätzen bildeten sich in den nachfolgenden etwa 200 Jahren zwei eigenständige Städte heraus: die Domstadt rund um den Verdener Dom (auch Süderstadt genannt) und die Norderstadt rund um das heutige Rathaus. Erst 1667 kam es zur Vereinigung der beiden Städte und es entstand das heutige Stadtbild. Jahrhundertelang bestanden die beiden Siedlungen nebeneinander, waren teils verfeindet und entwickelten sich ganz unterschiedlich. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges gehörten beide Städte zum damals neugegründeten Territorium „Herzogtümer Bremen und Verden“, welches vom schwedischen König verwaltet wurde. Im Jahr 1667 wurden die Norder- und Süderstadt von Verden gegen den Willen der Bürger vereinigt und es bildete sich die heutige Stadt Verden.
„Hallo, ich bin Elisabeth von der Schulenburg, die Frau des Erbauers unseres Domherrenhauses. Mein Ehemann, Freiherr von der Schulenburg, war Amtmann von Westen, einem kleinen Ort alleraufwärts. Unser Haus wurde in der Zeit des Barocks vor über 300 Jahren errichtet. Zu dieser Zeit war das Leben noch ganz anders. Auf eurer Tour durch das Museum erzähle ich euch hier und da etwas darüber, seid gespannt!“
Grafik: Anke Bär