Norder- und Süderstadt

Zwischen den Bürgern der Norderstadt- und der Süderstadt gab es kaum Kontakt – man lebte so nebeneinander her. Das Altstädter Tor zwischen den beiden Städten war meistens geschlossen. Um in die andere Stadt / Siedlung zu gelangen, wäre ohnehin ein Zoll fällig gewesen. Der sogenannte Spuckstein von 1559 lässt erahnen, wie das Verhältnis der Norderstadt zur Süderstadt war. Die Norderstadt hatte diesen an der Außenseite der die Städte trennenden Stadtmauer befestigt, um die Bewohner der Süderstadt zu verhöhnen bzw. sie zu ärgern. Betrachtet man die Fratzen und vor allem die Zahlen genauer, wird klar, dass der Steinmetz sein Handwerk verstand. Es ist sehr genau und präzise gearbeitet worden.
Die Geschichte der Norder- und Süderstadt verlief unterschiedlich. Hier ein kurzer Abriss: Geschichte der Norderstadt Um 985 erhielt die Siedlung „Norderstadt“ das Markt-, Zoll- und Münzrecht. Direkt an der Furt durch die Aller gelegen, entwickelte sich die Siedlung rasch zu einer bedeutenden Handelsstadt. Unabhängig vom Verdener Bischof konnte die Siedlung frei agieren. Um 1330 erlangte die Norderstadt das Stadtrecht, 1406 wird sie zur Reichsstadt. Es bildete sich eine stolze Bürgerschaft, die prächtige städtische Bauten errichtete, wie das Rathaus, reich verzierte Fachwerkgebäude oder den Syndikatshof. Geschichte der Süderstadt Um 814/815 gründete der damalige Frankenkönig Ludwig der Fromme (*778, †840) das Verdener Bistum und legte den Grundstein für die Domstadt. Kurz darauf wurden Wallanlagen und Palisaden errichtet, die die Domstadt schützten – erst 1350 erhielt die Süderstadt eine steinerne Stadtmauer. Das Leben in der Süderstadt wurde von der Kirche geprägt, hier lebten die Beschäftigten des Domkapitels, zudem einige Handwerker und ein paar wenige Händler. Erst 1651 bekam die Süderstadt das Stadtrecht.