Norder- und Süderstadt

Die Norderstadt wurde durch Handel über mittelalterliche Fernstraßen geprägt, weshalb die Aller für die Wirtschaft eine untergeordnete Rolle spielte. Die Nord-Süd-verlaufende Handelsstraße folgte der Weser und führte direkt durch die Norderstadt. Sie führte über das Nordtor in die Norderstadt und verließ diese über das Brückentor wieder, wo sie die Aller querte. In den Allerauen befanden sich auch die Obst- und Gemüsegärten der Einwohner der Norderstadt. Die Wirtschaft der Süderstadt war hingegen deutlich bäuerlicher geprägt. Die Bewohner arbeiteten in der Landwirtschaft oder als Fischer an der Aller bzw. Weser. Im Fischer- viertel lebten neben den namensgebenden Fischern auch viele weitere Handwerker wie Bäcker, Gerber oder Schlachter. Die Siedlung reichte direkt bis an die Aller, wo es auch eine Wassermühle gab. Viele Gewerke profitierten von der Nähe zum Fluss. Mit der Vereinigung der beiden Städte 1667 wurde gleichzeitig angeordnet, die innere Stadtmauer und das Altstädter Tor abzubrechen, weshalb man heute im Stadtbild von Verden kaum noch Spuren der einst getrennten Städte findet. Inzwischen wurden auch große Teile der Stadtmauer abgebrochen. Einige der Straßen weisen jedoch bis heute auf die getrennten Stadtbereiche hin, beispielsweise in der Nagelschmiedestraße und rund um den Sandberg.
Die Geschichte der Norder- und Süderstadt verlief unterschiedlich. Hier ein kurzer Abriss: Geschichte der Norderstadt Um 985 erhielt die Siedlung „Norderstadt“ das Markt-, Zoll- und Münzrecht. Direkt an der Furt durch die Aller gelegen, entwickelte sich die Siedlung rasch zu einer bedeutenden Handelsstadt. Unabhängig vom Verdener Bischof konnte die Siedlung frei agieren. Um 1330 erlangte die Norderstadt das Stadtrecht, 1406 wird sie zur Reichsstadt. Es bildete sich eine stolze Bürgerschaft, die prächtige städtische Bauten errichtete, wie das Rathaus, reich verzierte Fachwerkgebäude oder den Syndikatshof. Geschichte der Süderstadt Um 814/815 gründete der damalige Frankenkönig Ludwig der Fromme (*778, †840) das Verdener Bistum und legte den Grundstein für die Domstadt. Kurz darauf wurden Wallanlagen und Palisaden errichtet, die die Domstadt schützten – erst 1350 erhielt die Süderstadt eine steinerne Stadtmauer. Das Leben in der Süderstadt wurde von der Kirche geprägt, hier lebten die Beschäftigten des Domkapitels, zudem einige Handwerker und ein paar wenige Händler. Erst 1651 bekam die Süderstadt das Stadtrecht.