Fischer & Seiler
Über das Zunftwesen der Fischer in Verden ist
kaum etwas bekannt. Im Mittelalter gab es in
der Süderstadt zahlreiche Fischer. Noch heute
zeugt das Fischerviertel von dieser langen
Tradition.
Vor allem in der christlich geprägten Süderstadt
war das Fischen bedeutsam, da Fleisch am
Freitag und in der Fastenzeit nicht gegessen
werden durfte.
Ab der frühen Neuzeit gab es in der Süderstadt
eine Personenfähre, die von einem Fischer
betrieben wurde. Damit konnte man sich den
langen Weg über die Süderbrücke sparen. Auf
den Wiesen der Aller war auch im Mittelalter
und der Neuzeit schon einiges an Betrieb. Hier
wurden nicht nur Pferde gehalten, sondern
auch anderes Vieh stand hier – welches
regelmäßig gemolken werden musste.
Außerdem wurde dort Wäsche getrocknet und
Stoffe zum Bleichen ausgebreitet. Das dort
geerntete Heu diente als Vielfutter. Der
Fährmann transportierte also die Menschen, als
auch Wäsche, Milchkannen, Heu und Vieh.
Das Handwerk der Seiler war auf die
Herstellung von Seilen, Leinen und Tauwerken
spezialisiert. Im Mittelalter und der Neuzeit
nutzte man Seile für alle möglichen Arbeiten,
denn Maschinen gab es noch nicht. Seile kamen
beispielsweise im Baugewerbe, in der
Landwirtschaft und in der Schifffahrt zum
Einsatz. Außerdem stellten die Seiler die
Reusen und Angelschnüre für die Fischer her.
In Verden wurde ein Seiler erstmals 1645
erwähnt, auch wenn es sicherlich schon früher
Seiler gab. Die Straße „Reeperbahn“ entlang
der Aller erinnert an das Handwerk der Seiler.
Der Name leitet sich von dem Wort
Reepschläger ab, wie man damals die Seiler
auch nannte. Auf der Reeperbahn wurden die
einzelnen Seilstränge auf 30 Meter langen,
überdachten Bahnen verflochten und verdrillt.
So entstanden Seile und Taue ganz
unterschiedlicher Dicke. Zur Herstellung nutzte
man damals Hanf oder Flachs, an der Küste
auch Strandhafer.