Imker
Im Mittelalter gab es ganz unterschiedliche
Formen der Bienenzucht, die sich von Region zu
Region unterschieden. Über die Bienenzucht im
Verdener Raum ist kaum etwas bekannt. Man
geht davon aus, dass hier sowohl die
(1) Waldimkerei (Zeidlerei) als auch die
(2) Heideimkerei (Korbimkerei) praktiziert
wurde, um Bienen zu halten und damit Wachs
und Honig zu gewinnen.
Die Zeidlerei war eine spezialisierte Form der
mittelalterlichen Bienenhaltung mit hoher
wirtschaftlicher Bedeutung. Zeidler gewannen
Honig und Wachs aus Bienenvölkern, die in
natürlichen oder künstlich angelegten
Baumhöhlen lebten, besonders in den Wäldern
Mittel- und Osteuropas. Da Rohrzucker zu
dieser Zeit kaum verfügbar war, nutze man
Honig als Süßungsmittel. Zudem war
Bienenwachs für die Kerzenproduktion
unerlässlich. Die Zeidler bildeten eine eigene
Berufsgruppe mit besonderen Rechten und
waren oft in Zünften oder Bruderschaften
organisiert. Sie arbeiteten in Wäldern, die meist
dem Adel oder Klöstern gehörten, und
markierten ihre Zeidelbäume als Eigentum.
Wegen des hohen Wertes von Honig und Wachs
durften manche Zeidler sogar Waffen tragen,
um sich vor Räubern oder wilden Tieren zu
schützen.
Jahrhundertelang prägte die Korbimkerei die
Bienenhaltung in der Lüneburger Heide –
landschaftsgeschichtlich betrachtet gehört
Verden zur Lüneburger Heide. Bis ins späte 18.
Jahrhundert waren weite Teile rund um Verden
zudem von ausgedehnten Heideflächen
bedeckt. In Lüneburger Stülpern, aus Stroh
geflochtenen und mit Lehm bestrichenen
Körben, hielten Heideimker ihre Bienenvölker.
Die Honigernte war jedoch wenig nachhaltig, da
die Waben beim Ernten zerstört wurden.
Die gewonnenen Bienenprodukte wurden
vielfältig genutzt. Honig diente nicht nur als
Süßungsmittel, sondern wurde auch in der
Medizin verwendet und war eine wichtige Zutat
für den Met, ein beliebtes Honiggetränk.
Bienenwachs wurde für die Herstellung von
Kerzen, Siegellack und Wachstafeln verwendet,
was besonders in Klöstern und Kirchen von
großer Bedeutung war. Daneben fanden auch
Propolis und Bienengift Anwendung in der
mittelalterlichen Heilkunde.